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Kirchenlexikon Pauluskirche

Bad Lauterberg, Paulus

In der Nachkriegszeit entstand südwestlich des historischen Ortskerns von Bad Lauterberg das neue Wohngebiet Aue. Nach Einschätzung des Sup. des KK Herzberg siedelten sich hier „viele Heimatvertriebene und sonstige Neubürger“ an.1 Im Jahr 1961 beschloss der KV der St.-Andreas-KG Bad Lauterberg zum einen, beim LKA Hannover eine dritte Pfarrstelle zu beantragen und zum anderen, ein eigenes Gemeindezentrum für den neuen Stadtteil zu errichten.2 Der ursprüngliche Entwurf des Osteroder Architekten Gerhard Gehrke sah ein Ensemble aus Kirche, Pfarrhaus und Gemeindehaus vor, die miteinander verbunden und um einen Innenhof gruppiert waren.
Am Sonntag Rogate 1965 (23. Mai) versammelte sich die Gemeinde zur Grundsteinlegung der neuen Kirche und am dritten Advent 1966 (11. Dezember) konnte Lbf. Hanns Lilje (amt. 1947–1971) die Pauluskirche einweihen. Gleichzeitig wurde P. Wolfgang Klages (amt. 1966–1968) in sein Amt eingeführt. Zum 1. Juli 1967 gründete sich sodann die Ev.-luth. Paulus-KG Bad Lauterberg; von ihrer Muttergemeinde St. Andreas übernahm sie die im Jahr zuvor eingerichtete Pfarrstelle.3 Im Jahr 1968 zählte die neue Gemeinde rund 2.800 Gemeindeglieder. Der zweite Pastor der Gemeinde, P. Helmut Bode (amt. 1968–1985), verfasste in den 1970er Jahren eine ausführliche Geschichte der KG Lauterberg.
Das für den dritten Bauabschnitt vorgesehene Gemeindehaus der Paulusgemeinde konnte aus finanziellen Gründen vorerst nicht errichtet werden. Nach mehreren Umplanungen begann der Bau schließlich im Jahr 1972 und ein Jahr später feierte die Gemeinde die Einweihung. Bei der ersten Visitation der Paulusgemeinde stellte der Sup. des KK Herzberg 1974 fest, dass bereits eine große Gruppe von „Helfern und anderen treuen Leuten als Kern der Gemeinde“ existiere.4 In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre konstituierte sich neben dem KV auch ein Gemeindebeirat, womit „der Kreis derer, die sich für das Gemeindeleben mitverantwortlich fühlen, erfreulich erweitert“ wurde.5
Ab August 1999 war die Paulusgemeinde, deren Gemeindegliederzahl nun bei 1.800 lag, pfarramtlich mit ihrer Muttergemeinde St. Andreas verbunden. Das gemeinsame Pfarramt umfasste zwei Pfarrstellen, die Pfarrstelle der Paulusgemeinde wurde aufgehoben.6 Knapp ein Jahrzehnt später, zum 1. Januar 2009, endete die Verbindung der beiden Gemeinden wieder und die Paulusgemeinde übernahm eine der beiden Pfarrstellen.7 Von 2009 bis 2011/12 diente die Pauluskirche nicht allein als Gemeindekirche, sondern gleichzeitig als Jugendkirche des KK Herzberg. Seit 2020 erfüllt sie erneut eine Doppelfunktion und ist Heimat der Jugendkirche der Bäderregion im KK Harzer Land (JuKi Paulus, mit eigenem Jugendkirchenvorstand).

Umfang
Stadtteil Aue der Stadt Bad Lauterberg. 1981 Neuziehung der Westgrenze zur KG Barbis (Zum Liethberg und Scharzfelder Straße westlich der Zechenstraße umgepfarrt von KG Barbis zur Paulusgemeinde).8

Kirchenbau
Rechteckbau mit Sakristeianbau an Südostecke, erbaut 1965/66 (Architekt: Gerhard Gehrke, Osterode). Asymmetrisches Satteldach, Sakristei mit Flachdach. Giebelseiten mit Natursteinmauerwerk verkleidet; Längsseiten verputztes Ziegelmauerwerk. Betonfensterwand nach Süden, nach Westen horizontales Fensterband (ursprünglich darüber weitere Fensterfläche); Nordseite mit eingeschnittener Eingangshalle. Im Innern offener Dachstuhl mit holzverkleideten Deckenflächen; Westempore; Taufkapelle an der Nordseite des Altarraums. 1999/2000 Betonsanierung Kirche und Turm (u. a. Fensterfläche an westlicher Giebelwand geschlossen).
Schmales, hochrechteckiges Buntglasfenster in der Taufkapelle (1985, Norbert Labenz, Hemmingen), stilisierte Taube und Landschaft. Südliche Betonglaswand farbig gestaltet (1994, Norbert Labenz, Hemmingen), himmlisches Jerusalem.

Turm
An der Nordostecke der Kirche schlanker Turm mit Pultdach, bekrönt mit Kugel und Kreuz. Sichtbetonwände nach Osten und Westen, Nord- und Südseite verkleidet mit Natursteinmauerwerk. Im Glockengeschoss nach Norden und Süden große, rechteckige Schallfenster, nach Süden mit Uhrziffernblatt; nach Osten und Westen je 15 kleine Öffnungen.

Ausstattung
Schlichter Altar aus zwei Steinblöcken (1966). – Wandbehang an Altarwand (1979, Firma Slabbinck, Eschweiler/Brügge), gekreuzigter und segnender Christus. – Niedrige Kanzel mit Steinbrüstung (1966). – Würfelförmiger Taufstein (1966).

Orgel
Zunächst geliehenes Positiv. Orgelneubau 1971/72, ausgeführt von Rudolf Janke (Bovenden), 11 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen; vier weitere Register vakant. 1979 Orgel vervollständigt auf 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, Rudolf Janke (Bovenden).

Geläut
Drei LG, I: g’, Inschrift: „Glaube“; Bild: Anker; II: b’, Inschrift; „Liebe“, Bild: Stern; III: es’, Inschrift: „Hoffnung“, Bild: Hoffnung, Bild: Lutherrose (alle Bronze, Gj. 1966, Gebrüder Bachert, Karlsruhe), alle Glocken tragen zudem die Inschrift: „Paulus-Kirche Bad Lauterberg im Harz – 3. Advent 1966“.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1966). – Gemeindehaus (Bj. 1972/73).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

S 11a Nr. 8147 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Kirchen KK Herzberg, S. 30–31.
 B: 825 Jahre Bad Lauterberg, hrsg. von der Archivgemeinschaft Bad Lauterberg und C. Kohlmann Druck & Verlag GmbH, Bad Lauterberg 2008, bes. S. 40–47; Helmut Bode: Geschichte der Kirchengemeinde Bad Lauterberg im Harz [Typoskript 1974], bes. S. 305–313; Ingrid Kreckmann: Einiges zu Gerhard Gehrke (1895–1977) – Architekt und Regierungsbaumeister a. D., in: HbllHarzRd 68 (2012), S. 69–81.

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